10.01.2014

Immobilienanleger blicken nach Ostdeutschland

Handelsblatt Nr. 007 vom 10.01.2014 Seite 036

Mit den Einwohnerzahlen steigen jetzt auch in Leipzig die Wohnungspreise.

► Es winken höhere Renditen als in West-Metropolen.
► Besonders hoch im Kurs steht Dresden.

Christian Hunziker, Berlin

Wer in den begehrten Vierteln von München oder Hamburg eine Wohnung kaufen will, hat derzeit schlechte Karten. Entweder findet er kein passendes Objekt – oder es ist so teuer, dass für Kapitalanleger kaum mehr eine Rendite herauskommt. Folglich schauen immer mehr Investoren nach günstigen Kaufgelegenheiten außerhalb der Metropolen – und werden in Ostdeutschland fündig. Dabei ist Dresden der geheime Star im Osten, zeigt eine Auswertung des Finanzdienstleisters Dr. Klein. Demnach sind in Sachsens Hauptstadt die tatsächlich erzielten Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser im ersten Halbjahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 Prozent gestiegen – stärker als in München (7,6 Prozent) und Düsseldorf (6,4 Prozent). Bei den Preisen für Eigentumswohnungen rangiert Elbflorenz mit einer Steigerung um 13,2 Prozent auf Platz zwei, knapp geschlagen von München.

Auch in Bezug auf die Rendite steht Dresden gut da. 7,2 Prozent beträgt laut Beratungsgesellschaft Wüest & Partner die durchschnittliche Bruttoanfangsrendite für Wohnimmobilien, während in Hamburg lediglich fünf Prozent und in München sogar nur 4,3 Prozent zu erwarten sind. Viele B-Städte – nicht nur solche in Ostdeutschland – seien „aufgrund ihres ausgewogeneren Risiko-Rendite-Profils gegenüber den Top-Standorten nachhaltig renditestärker“, folgert Ben Lehrecke, Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Vitus, die Wüest & Partner mit der Wohnungsmarkt-Analyse beauftragt hat. Lehreckes Einschätzung teilen andere Marktbeobachter. „Die Rahmenbedingungen und die Standortqualität von B-Städten weisen eine mit den A-Städten vergleichbare und sogar punktuell positivere Entwicklung auf“, sagt Michael Fenderl, Research-Leiter des Maklerunternehmens Aengevelt.

Deshalb könnten auch kleinere Städte „attraktive Investmentstandorte“ sein. Den Beleg liefert ein Ranking, in dem Aengevelt die fünf größten deutschen Städte sowie fünf Städte aus der zweiten Reihe berücksichtigt hat: In Bezug auf die Investmentchancen liegt Dresden auf Platz drei, vor Berlin, Frankfurt und Düsseldorf. Auch im jüngsten Städteranking von „Wirtschaftswoche“ und Immobilienscout24 befinden sich mit Leipzig, Dresden, Potsdam, Rostock und Jena fünf ostdeutsche Städte unter den Top 20 der dynamischsten Wirtschaftsstandorte Deutschlands. Allerdings hat die Attraktivität des Dresdener Wohnungsmarkts einen Haken: „Mittlerweile haben viele Investoren Dresden entdeckt“, sagt Thomas Meyer, Vorstand der bundesweit tätigen Wertgrund Immobilien AG. Wegen der dort stark gestiegenen Preise weichen Investoren nach Leipzig aus. „In Dresden hat die Entwicklung der Preise bereits eingesetzt, während Leipzig erst am Anfang einer positiven Entwicklung steht“, formuliert es Klaus Niewöhner-Pape, Geschäftsführer der auf Wohninvestments spezialisierten Industria Wohnen.

Getrieben wird der Aufschwung von einer deutlichen Einwohnerzunahme: Sowohl Dresden als auch Leipzig zählen bundesweit zu den Städten mit dem stärksten Bevölkerungswachstum. Entsprechend ist der Wohnungsleerstand zurückgegangen: Nach Angaben des Forschungsinstituts Empirica verringerte er sich zwischen 2001 und 2012 in Dresden von 9,3 auf 2,4 Prozent, in Leipzig von 11,1 auf 8,3 Prozent. Dass aber bedeutet, dass „der Leerstand und die Fluktuation in Leipzig höher als in Dresden sind“, mahnt Thomas Meyer. „Deshalb brauchen Investoren einen guten Verwalter vor Ort.“ Als weitere lohnende Ost-Standorte sehen Experten Potsdam und Erfurt. „Aber auch Rostock und Jena gehören zu den Top-Standorten im Osten“, betont Niclas Karoff, Geschäftsführer der ausschließlich in Ostdeutschland tätigen TLG Immobilien. Ihrem Marktbericht zufolge gehört Rostock mit Spitzenmieten von zehn Euro und Wohnungspreisen von bis zu 3.600 Euro pro Quadratmeter zu den teuersten Pflastern im Osten.

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